Vertrauensvolles Miteinander über die Kontinente hinweg

Voneinander lernen, miteinander teilen, dies steht seit 40 Jahren im Mittelpunkt einer Partnerschaft zwischen dem evangelischen Kirchenkreis Simmern-Trarbach und evangelischen Christinnen und Christen im südlichen Afrika. Was 1983 mit ersten Begegnungen begann, hat sich zu einem dauerhaften Miteinander über die Kontinente hinweg entwickelt. Zum Jubiläum besuchte eine Delegation des Kirchenkreises die Partnerinnen und Partner in Botswana, wo die Partnerschaft gefeiert wurde.

„Wir sind den Menschen in den Gemeinden unserer Partnerkirche sehr nahegekommen, wir haben vieles Gemeinsame entdeckt und auch die Partnerschaft weiter vertieft“, so Superintendent Markus Risch. Mehrere Tage lang besuchten Vertreterinnen und Vertreter des Kirchenkreises die beiden Partnerkirchenkreise der Evangelisch-lutherischen Kirche in Botswana, feierten Gottesdienste, lernten Projekte in Botswana kennen und führten zahlreiche Gespräche. Zu der Delegation gehörten Superintendent Markus Risch, das Enkircher Pfarrerehepaar Sabine Büker-Benedens und Helmut Benedens, Pfarrer Wolfgang Jöst aus Rheinböllen und seine Frau Beate Jöst, die Vorsitzende des Ausschusses für Ökumene und Mission des Kirchenkreises, Constanze Alpers und Sandra Winter von der Kirchengemeinde Büchenbeuren-Laufersweiler-Gösenroth und Pfarrerin Dr. Elizabeth Silayo (Rheinböllen) vom Regionalen Dienst der Vereinten Evangelischen Mission an Mittelrhein und Lahn.

Den Auftakt bildete ein Gespräch der Delegation vom Hunsrück und der Mosel mit dem stellvertretenden Bischof Hendrik Manyoro und dem Generalsekretär der lutherischen Kirche in Botswana, William Sechele, in der botswanischen Hauptstadt Gabarone. Von dort ging es weiter in die Kalahari, wo die beiden Partnerkirchenkreise liegen. In Kang wurde drei Tage lang das Partnerschaftsjubiläum gefeiert. „Viel Essen, traditionelles Brot, Eintöpfe und Barbecue“, so Superintendent Markus Risch. Mehr als 200 Menschen waren zu der Feier gekommen.

Beim viereinhalbstündigen Jubiläumsgottesdienst predigten Markus Risch und Pfarrerin Dr. Elizabeth Silayo (Rheinböllen). Beate Jöst überreichte als Gastgeschenk ein Hungertuch „Was ist uns heilig“, das unter anderem von der christlichen Schöpfungsverantwortung handelt. Beate Jöst gehört zu den Motoren dieser Partnerschaft, sie war bereits zum dritten Mal in Botswana und pflegt die Kontakte zwischen den Kirchenkreisen.

Es folgten Gemeindebesuche im Westen und der Besuch der Suppenküche in der Distrikthauptstadt Hukuntsi, anschließend ging es vom westlichen Kirchenkreis in den südlichen Kirchenkreis an der Grenze zu Südafrika. Die Delegation übernachtete in Tsabong, wo sie von Dean (Superintendentin) Matildah Jagter, die bereits mehrfach im Hunsrück und an der Mosel war, begleitet wurden. In Werda wurde dabei auch das Hilde-Westermayer-Haus besichtigt, das von der Hunsrücker Frauenhilfe finanziert wurde. In Khawa, das nur über eine 60 Kilometer lange Sandpiste mit Allradfahrzeugen zu erreichen ist, wurden die Gäste aus dem Hunsrück und von der Mosel von zwei Chören begrüßt. „Das Dorf ist, anders als die anderen Dörfer in der Kalahari, fast vollständig lutherisch“, so Superintendent Risch.

Die Konkurrenz unter den christlichen Kirchen im südlichen Afrika sei groß, erläutert Markus Risch. Vor allem Pfingstkirchen würden mit Erfolg um junge Menschen werben. „Die lutherische Kirche hat nur wenige Pfarrer, was vor allem finanzielle Gründe hat. Doch mit Projekten wie der Suppenküche, aber auch mit Kindergärten bringt sich die Kirche diakonisch in die Gesellschaft ein“, betont der Superintendent. Kang ist nur einer von zwei evangelischen Kindergärten in Botswana. „Viele dieser Projekte werden auch vom Kirchenkreis Simmern-Trarbach finanziell unterstützt und gefördert“, so Beate Jöst.

Die lutherische Kirche genieße, obwohl sie auch Mitglieder verliere, hohen Respekt im botswanischen Staat und der Gesellschaft. „Denn sie bemüht sich darum, dass alle Menschen Chancen bekommen. Von vielen Verantwortlichen in den Dörfern haben wir immer wieder gehört, dass sie ohne die Förderung durch die lutherische Kirche nie vernünftige Schulausbildungen bekommen hätten“, schildert Markus Risch sichtlich beeindruckt.

Hier könne auch die evangelische Kirche in Deutschland lernen, ist er überzeugt. Von der diakonischen Arbeit in der Gesellschaft, aber auch vom kirchlichen Leben in Botswana. „Frömmigkeit und Glauben werden hier viel unbefangener und fröhlicher gelebt. Und die Menschen ziehen Hoffnung daraus, obwohl sie materiell viel ärmer sind als wir und oft heute nicht wissen, was morgen wird“, so Markus Risch. Und er fragt: „Können wir nicht auch bei uns einfach fröhlicher bekennen, lauter von Gottes Liebe zu uns Menschen sprechen und mehr Singen und Segnen?“

1983 wurde die Partnerschaft zwischen dem Kirchenkreis Simmern-Trarbach und dem damaligen südwestlichen Kirchenkreis der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Botswana begründet. Zahlreiche Projekte sind seitdem entstanden, so das „Hereford-Projekt“, bei dem auf dem Gelände einer ehemaligen Farm eine Missionsstation mit Kirche, Pfarrhaus und Schule entstanden, oder das Zentrum für Frauenarbeit in Wenda, das heute den Namen der damaligen Frauenhilfsvorsitzenden Hilde Westermayer trägt. Immer wieder gab es Jugendbegegnungen und -freizeiten, ein Aids-Hilfe-Zentrum wurde errichtet. Auch nach der Teilung des südwestlichen Kirchenkreises in zwei Kirchenkreise wurde die Partnerschaft, nun mit beiden Partnerkirchen in Botswana fortgesetzt.

  • 27.8.2023
  • Dieter Junker
  • Red