Kirchenhistorie

Auszüge aus dem Buch „Die Gotteshäuser im Evangelischen Kirchenkreis Simmern-Trarbach“ mit freundlicher Genehmigung von Dieter Diether.

Evangelische Kirche Rheinböllen

Der alte pfalzgräfliche Besitz Rheinböllen wurde 1316 von König Ludwig IV. (dem Bayern) an Erzbischof Balduin von Trier verpfändet. Eine dem heiligen Erasmus gewidmete Kirche ist erstmals 1332 erwähnt. Nach der Reformation wurde die Kirche lange Zeit von beiden Konfessionen simultan genutzt, ehe sie 1706 den Reformierten zugesprochen wurde. Die Katholiken errichteten 1710 zunächst eine Kapelle und 1775 bis1777 eine eigene Kirche.
1733 war der Chor der reformierten Kirche dachlos, die Mauer schon längsten zerspalten. Die vermutliche Reparatur war wahrscheinlich nur notdürftig; denn 1764, den 20. Juli, habe ich (Pfarrer) Johann Wilhelm Paniel unter Gottes Beistand den Grundstein zu unserer neuen Kirche geleget. Die Einweihung erfolgte am Michaelistag 1765. Der Turm, 20 mal 18 Fuß im Geviert wurde vermutlich von der alten Kirche übernommen und ist als Wehrturm mit unterirdischem Gang bezeichnet. Er hatte zur eigentlichen Kirche, 76 mal 34 Fuß, die im romanischen Stil auf massivem Bruchstein-Fundament stand und 530 Kirchgängern Platz bot, keine Verbindung.
Nach einer Turmreparatur 1825 begannen im Juni 1845 umfangreiche Renovierungsarbeiten an der Kirche, die nach Abbruch der westlichen Giebelmauer das Schiff um eine Fensterachse verlängerten. Dadurch schloss sich die Lücke zwischen Kirche und Turm, die nunmehr eine Einheit bildeten. Fortan betraten die Kirchenbesucher das Haus durch den Turm. Der Innenraum maß nun 20 mal 9,25 Meter.  Die Kirche erhielt schöne Fenster und ein mit aufwändigen Schnitzereien versehenes Presbytergestühl.
In den letzten Kriegstagen 1945, am 16. März, erlebte Rheinböllen ein Artillerie-Inferno, wie nicht viele Orte im Hunsrück. Die Kirche brannte im Turm und Schiff völlig aus. Die Außenmauern hielten insoweit stand, dass sie einen Wiederaufbau zuließen. Dies geschah 1848/49 mit einfachsten Mitteln und großem Einsatz der Gemeindeglieder. Dabei wurden die Kanzel weiter nach vorne gelegt und die Emporen verkürzt. Stühle aus jedem Haus dienten als Sitzgelegenheiten, ein Harmonium unterstützte den Gesang. 1967 kamen blaue Fenster in den Chorraum.

Eine erste Orgel ist 1745 erwähnt, später stand eine Stumm-Orgel von 1845 auf der Empore. 1967 erwarb die Kirchengemeinde eine gebrauchte Orgel aus Frechen. Diese war seit 1986 nicht mehr spielbar. Dem  Orgelbaumeister Rainer Müller wurde der Auftrag zum Neubau einer modernen Kirchenorgel erteilt. Die neue Orgel ist nach neuesten orgelbautechnischen Kriterien hergestellt; d. h. sie ist etwa so gebaut wie die erste, Johann Michael Stumm-Orgel von 1745 in der Ev. Kirche. Im August 2002 wurde die Einweihung der Orgel gefeiert.

1996 wurde die Kirche innen und außen renoviert. Dabei wurden die Bänke verbreitert und teilweise schräg gestellt. In einer Seite unter der Empore  befindet sich seither  ein Eltern-Kind-Raum, um jungen Familien die Teilnahme am Gottesdienst zu ermöglichen. Gegenüberliegend hat ein Kirchencafé Platz gefunden – gedacht für Austausch und Begegnung nach dem Gottesdienst. Kunstvolle Antependien und viele Details schaffen im Raum eine helle, ruhige Atmosphäre.
Das Geläute besteht aus 3 Glocken, von denen 2 im Krieg abgegeben werden mussten. Die große Marienglocke von 1484 wurde unversehrt zurückgebracht. Sie stammt vermutlich aus der Werkstatt von Tilmann von Hachenburg. Die mittlere blieb verloren und wurde 1955  durch eine neue ersetzt,  während die kleine Bronzeglocke von 1928 als einzige im Turm hängen blieb und dort auch den Beschuss überstand. Sie bildete zunächst allein ein provisorisches Geläute. Ausgeglüht und mit einem Sprung behaftet, der sich im Laufe der Zeit vergrößerte, musste sie 1976 gegen eine neue ausgetauscht werden und steht nun außen vor der Kirche.

 

Evangelische Kirche Dichtelbach

Die Kirchengeschichte von Dichtelbach ist seit jeher mit der von Rheinböllen verbunden.   „St. Jakobus“, der Kirchenheilige, ist 1605 belegt, die ihm gewidmete Filialkapelle von Rheinböllen zu diesem Zeitpunkt bereits verfallen. Bei der „Cauber Theilung“ 1706 wurde den Reformierten eine Kirche zugesprochen, über deren Bau nichts bekannt ist. Wohl noch 3 Jahre simultan genutzt, mussten die Katholiken 1709 ihren Altar und anderes Inventar bey Vermeydung hoher willkürlicher Straff … quittieren – das Simultaneum war aufgehoben.
Der bauliche Zustand der Kirche ließ zu wünschen übrig, aber eine Restaurierung überforderte die finanziellen Möglichkeiten der Gemeinde. Den Gottesdienst hielt der Pfarrer in einer Scheune.
1737 wurde bei der Regierung eine Kollekte beantragt, um Langhaus und Turm wieder auffzubauen, und 1753 folgte  die Bitte um Erweiterung dieser Kollekte. Im Jahr zuvor hatte eine Feuersbrunst im Dorf gewütet. Offenbar kam es, was das Kirchenschiff  betrifft, auch zu Baumaßnahmen. Der Turm allerdingst stürzte 1802 ein, die Glocken hingen dann zunächst an einem Gerüst am Backhaus.
Wahrscheinlich 1832 führten die Gebrüder Mäckler aus Vallendar umfangreiche Renovierungsarbeiten am Gebäude auf dem ehemaligen Friedhof durch, in deren Verlauf unter anderem ein neuer Giebel aufgemauert, zwei neue Fenster gebrochen, ein kompletter Innen- und Außenverputz aufgebracht und eine zweiflügelige Eichenholztür eingesetzt  wurden. Einen neuen Glockenturm erhielt die Kirche erst 20 Jahre später, ausgeführt von Kreisbaumeister Herborn.
Der einschiffige Bau aus verputzten Bruchsteinen misst innen 18,60 Meter mal 6,30 Meter .Der quadratische Turm hingegen ist unverputzt und hat einen achteckigen Dachhelm.  In jeder Schiff- Längswand befinden sich drei Rundbogenfenster, im dreiseitig abgeschlossenen Chor zwei weitere. Die schönen figürlichen Glasmalereien zweier Fenster wurden 1905  von der Familie Peter Weber  gestiftet. Nach einer neuerlichen umfassenden Renovierung weihten die Dichtelbacher Christen ihr Gottesheus am 29. Mai 1960  wieder feierlich ein.
1853/54 bauten Engers und Schlad aus Waldlaubersheim die erste Orgel für die Dichtelbacher Kirche. 1929  wurde das Instrument an die Evangelische Gemeinde Dickenschied verkauft, in deren Kirche es noch heute spielt. Im Gegenzug erwarb Dichtelbach von  der Evangelischen Gemeinde Linz eine um 1900 gebaute Orgel mit 12 Registern, geschaffen vom Bopparder Orgelbauer Gerhard. Sie fand ihren Platz in der Mitte der Empore.
Orgelbaumeister Rainer Müller aus Odernheim überholte das Instrument mit seinen 600 Pfeifen 1995 komplett. Verbeulte Ventile und Verwerfungen an den Holzteilen, hervorgerufen durch Temperaturschwankungen, hatten die Orgel unbrauchbar gemacht. Zu 98 Prozent im Originalzustand gilt sie als historisch wertvoll.

Eine der beiden Bronzeglocken wurde 1917 zerschlagen und wanderte in die Rüstungsindustrie. Vier Jahre später weihte die Gemeinde eine neubeschaffte, 1897 vom Frankenthaler Hamm gegossene  Glocke. Sie wiegt 218 Kilogramm, hat einen Außendurchmesser von 70 Zentimetern und gehört zum heutigen Geläute. Eine zweite Bronzeglocke, 1928 von Pfeifer aus Kaiserslautern gegossen, hatte zwischen den beiden Weltkriegen eine Vorgängerin im Turm abgelöst und musste 1942 abgegeben werden. Die 86 Zentimeter im Querschnitt messsende Glocke wurde 1952 durch eine Stahlglocke, Gewicht 300 Kilogramm, ersetzt.