Deutliches Zeichen gegen Antisemitismus und für Versöhnung

Es ist ein deutliches Zeichen: Angesichts des terroristischen Angriffs der Hamas am 7. Oktober auf Israel und die darauffolgenden antisemitischen Übergriffe auch in deutschen Städten, aber auch im Blick auf die Verbundenheit mit dem Volk Israel, der sich die evangelische Kirche verpflichtet fühlt, hat sich der evangelische Kirchenkreis Simmern-Trarbach in einer Erklärung verpflichtet, in der Gestaltung kirchlichen Lebens stets die gemeinsame Hoffnung von Israel und Kirche auf einen neuen Himmel und eine neue Erde wachzuhalten und jeder Form von Antisemitismus entschieden zu widersprechen sowie allen Haltungen entgegenzutreten, die Juden und den Staat Israel dämonisieren, delegitimieren und mit doppelten Standards beurteilen.

In der Erklärung, die einstimmig von der Kreissynode, die in Gösenroth tagte, verabschiedet wurde, spricht sich der Kirchenkreis Simmern-Trarbach dafür aus, sich gemeinsam mit den in der Region vorhandenen Gedenkorten wie den Synagogen in Laufersweiler und Zell oder dem Emil-Frank-Institut in Wittlich in Projekten und Veranstaltungen gegen den wieder wachsenden Antisemitismus und für jüdisches Leben zu engagieren, den Kontakt zu Jüdinnen und Juden wie auch zu jüdischen Gemeinden in der Region den Kontakt zu suchen und zu pflegen. Gleichzeitig will sich der Kirchenkreis dafür einsetzen, dass Menschen in der Öffentlichkeit ohne Angst ihren jüdischen Glauben leben und ihre Verbundenheit mit dem jüdischen Glauben und mit Israel ohne Angst ausdrücken können.

Daneben wollen die Protestanten vom Hunsrück und der Mosel im Dialog mit den muslimischen Gemeinden der Region für ein geschwisterliches Miteinander der drei abrahamitischen Religionen eintreten sowie für Frieden im Nahen Osten und der Welt beten. Die Kreissynode bittet dabei den Synodalvorstand und die kreiskirchlichen Einrichtungen, diese Selbstverpflichtung mit Leben zu füllen und durch ihr öffentliches Reden und Handeln umzusetzen. Auch lädt der Kirchenkreis die ökumenischen Geschwister ein, sich dieser Selbstverpflichtung anzuschließen.

„Es ist die Zeit für ein solches Zeichen“, machte Superintendent Markus Risch auf der Kreissynode deutlich. Und damit wolle sich der Kirchenkreis selbst verpflichten, sich gegen den Antisemitismus und für Versöhnung und ein gutes Miteinander in der Region einzusetzen, unterstrich er in Gösenroth mit Nachdruck. „Die Kreissynode kommt hier in Gösenroth auch im Angedenken an die Reichspogromnacht vor 85 Jahren, und ebenso in Vorbereitung des 90. Jahrestages des Hunsrücker Bekenntnisses in der Zeit des Kirchenkampfes zusammen. Dieser Verpflichtung wollen wir daher in konkreten Schritten gerecht werden, und dazu gehört diese Selbstverpflichtung“, so Markus Risch.

„Wenn wir Zukunft gestalten wollen, dann müssen wir auch der Vergangenheit gedenken“, betonte der Superintendent. Dazu gehörte dann auch ein Vortrag von Pfarrer Erik Zimmermann (Hottenbach) zum „Hunsrücker Bekenntnis“, das am 19. Januar 1934 in Büchenbeuren von rund 300 Presbytern, Gemeindeverordneten und Pfarrern verabschiedet wurde. „Dieses Bekenntnis war sicher nicht die Geburtsurkunde der Bekennenden Kirche auf dem Hunsrück und an der Mosel“, so Pfarrer Zimmermann, der seit Jahren über die Zeit des Kirchenkampfes in der Region forscht. Dennoch: „Es war ein erstes gemeinsames Wort im Kirchenkampf, es war ein Zeugnis für ein klares theologisches Urteilsvermögen in einer ländlichen Region wie dem Hunsrück und es war ein deutlicher Hinweis auf ein kirchliches Widerstandsnetzwerk“, unterstrich er in Gösenroth.

Die Wirkung dieses „Hunsrücker Bekenntnisses“ sei wohl begrenzt geblieben. „Doch darf man die Bedeutung dieser Stellungnahme nicht geringschätzen“, warnte Erik Zimmermann. Es sei sicher damals kein „politischer“ Widerstand gewesen, aber dennoch „ein mutiges Zeichen für Bekenntnistreue und Zivilcourage“, so der Hottenbacher Pfarrer und Kirchenhistoriker.

Allerdings habe es damals in diesem Bekenntnis keine Kritik an der Verfolgung der Juden oder Andersdenkender gegeben, machte Erik Zimmermann deutlich. „Hier muss die Kirche heute deutlicher und sich früher äußern angesichts der aktuellen und bedenklichen Entwicklung“, gab er der Synode mit auf den Weg. „Und darum ist es uns wichtig, dass der Kirchenkreis heute auch diese Erklärung verabschiedet hat und damit ein deutliches Zeichen gegen Antisemitismus und für eine Verbundenheit mit dem Judentum und den Jüdinnen und Juden in unserem Land setzt“, betonte deshalb Superintendent Markus Risch.

  • 11.11.2023
  • Dieter Junker
  • Dieter Junker