Der Seelsorge Raum geben, aber auch Mut zur Brache haben

Seelsorgerlich Kirche sein und dabei zeigen, dass die Kirche ein Interesse an den Menschen in der Umgebung hat, das ist das Leitbild, das sich der Kirchenkreis Simmern-Trarbach gegeben hat. Seelsorge als Beziehungsarbeit, Seelsorge für die Mitarbeitenden und Seelsorge gerade auch in Krisenzeiten. Diesen Herausforderungen wollen sich die Protestanten auf dem Hunsrück und an der Mosel stellen.

„Wir verstehen uns als Gesandte Christi, die Menschen aller Generationen und Lebensentwürfe in Freud und Leid beistehen wollen“, unterstrich Superintendent Markus Risch auf der Kreissynode des Kirchenkreises in Simmern. Die Corona-Pandemie habe vieles unterbrochen, habe die Gemeinden und den Kirchenkreis aber auch neue Wege gehen lassen, so im Bereich Schulseelsorge am Gymnasium in Simmern oder die Erprobungspfarrstelle im Gemeindeverbund Simmern.

„Wir stehen als Kirche vor großen Herausforderungen“, bekannte der Superintendent. Er sei sich sicher, dass der Veränderungsdruck nicht nachlassen werde. Doch er sei auch überzeugt: „Wenn wir gemeinsam bereit sind, auch einmal andere Wege zu gehen und Geduld miteinander aufbringen, dann gibt es Lösungen dafür. Vielleicht sogar Lösungen, die uns Kirche noch einmal ganz neu und auch schön erfahren lassen“, so Markus Risch.

Gerade der Krieg in der Ukraine bedeute eine Herausforderung für die Seelsorge, machte der Superintendent deutlich. „Dieser Krieg mitten in Europa macht ratlos“, meinte Markus Risch und betonte, dass sich Kirche hier auch in einem ethischen Dilemma befinde. Kirche sei Anwalt des Friedens, doch angesichts eines solchen Überfalls auf die Ukraine stelle sich die Frage, ob man mit militärischer Gewalt hier Menschen schützen müsse, erläuterte der Superintendent. „Egal, ob wir die Lieferung von Waffen befürworten oder nicht: Wir werden am Ende in jedem Fall schuldig, denn es sterben Menschen. Nach Gottes Willen soll das nicht sein“, so Risch.

Diesem Dilemma müsse sich Kirche stellen, aber Kirche sollte hier aber auch ein Forum für Debatten bilden. Kirche könne hier Vorbild in und zur Initiatorin von friedensbildenden Prozessen werden, gab der Superintendent zu bedenken. Und Kirche solle angesichts der Angst und der Ratlosigkeit vieler Menschen anhalten im Gebet und gemeinsam mit anderen die entstehenden Lasten tragen, die durch den Krieg entstünden. „Gerade in Krisenzeiten braucht es eine Anwaltschaft des himmlischen Friedens und der göttlichen Hoffnung, in Kriegszeiten, aber auch in anderen Herausforderungen, die gesellschaftlich vor uns liegen“, machte Risch klar.

Seelsorge, sie ist eng mit dem Pfarrdienst verbunden. Die Zahl der Pfarrerinnen und Pfarrer wird weniger, auch die strukturellen Herausforderungen für die Gemeinden und den Kirchenkreis erfordern hier neue Antworten. Eine Möglichkeit könnte sein, die Pfarrstellen statt an die Gemeinden an den Kirchenkreis anzubinden. „Dies würde schnelle Anpassungen möglich machen, auch könnten Pfarrstelleninhaber von Verwaltungsaufgaben entlastet werden“, erläuterte Markus. Im Gemeindeverbund Simmern ist eine solche Pfarrstelle aktuell als Erprobung eingerichtet worden. Die Synode diskutierte hier intensiv die Vorzüge und Probleme einer solchen Lösung, eine Entscheidung wurde noch nicht getroffen, allerdings könnte sich eine Mehrheit der Synode eine solche Regelung durchaus vorstellen, ergab ein erstes Stimmungsbild. Bis zur nächsten Kreissynode im Sommer nächsten Jahres sollen dazu Vorschläge und Entwürfe erarbeitet werden.

Der Seelsorge breiten und erkennbaren Raum geben, aber auch den Mut zur Brache bei Aufgaben und Arbeitsfeldern haben, dies wurde immer wieder auf der Kreissynode betont. „Weniger kann manchmal auch mehr sein“, gab sich der Superintendent überzeugt. Der Kirchenkreis sei lebendig, auch wenn er der kleinste der rheinischen Kirche sei. „Es läuft nicht immer alles perfekt, aber ich glaube, wir sind immer noch eine starke Gemeinschaft, die mit ihren Stärken und Schwächen eine wichtige Aufgabe in unserer Welt hat: Für die Menschen den Himmel offenhalten. Darauf verweisen: Es gibt mehr als Alltagssorgen, es gibt Hoffnung auf Heil!“, so Markus Risch.

  • 12.11.2022
  • Dieter Junker
  • Dieter Junker