„Wenn eich´s der sahn, das kannst de glaawe“

Angefangen hatte es vor acht Jahren mit den Zehn Geboten auf Hunsrücker Platt, es folgte zum Reformationsjubiläum vor vier Jahren das Vater Unser, und nun liegt auch das Glaubensbekenntnis in Hunsrücker Mundart vor, und damit ein Katechismus auf Hunsrücker Platt, oder besser ausgedrückt: „Wenn eich´s der sahn, das kannst de glaawe“.

„Beim Katechismus geht es nicht darum, Sätze auswendig zu lernen oder nachzuschwätzen, sondern darum, den Glauben zu verstehen“, so Horst Hörpel, der frühere Superintendent des evangelischen Kirchenkreises Simmern-Trarbach. Und das könne man am besten in Mundart. Denn: „In Platt spricht man von klein auf mit seinen besten Freunden“, gibt er zu bedenken.

Und so wird hier in Hunsrücker Mundart der Glauben erklärt, kurz und knapp und ohne Schnörkel. Halt so, wie es im Hunsrück üblich ist, so der Blankenrather Katechet Willi Müller-Schulte schmunzelnd. Kein dogmatischer Text, kein kirchenoffizielles Dokument, dafür aber das Entscheidende in wenigen Sätzen. „Wir wollen den Glauben für die heutige Zeit in einer verständlichen Sprache erklären, in einer Sprache, die die Menschen hier im Hunsrück kennen und sprechen“, so Willi Müller-Schulte.

Der Blankenrather Lehrer hatte bereits 2013 mit dem Mastershausener Josef Peil, dem früheren Schulleiter auf dem Strimmiger Berg, den „Herrgotts Routeplaner“ veröffentlicht, die Zehn Gebote auf Hunsrücker Platt. Und vier Jahre später, dann schon mit Horst Hörpel und dem Zeller Pfarrer Thomas Werner, einem gebürtigen Hunsrücker, folgte das „Vadder unser“. Vater Unser und Zehn Gebote sind nun auch in den Katechismus eingeflossen, mit im Team war zudem noch die gebürtige Hunsrücker Pfarrerin Katharina Dolinger, die bis vor kurzem im Hunsrück tätig war.

Nahezu perfekt ergänzt wird der Text durch Karikaturen des bekannten Wiesbadener Karikaturisten Gerhard Mester, dem es gelungen ist, die einzelnen Gebote, die Bitten des Vater Unser oder auch die Glaubensartikel beeindruckend zu illustrieren. Mal nachdenklich, mal zum Schmunzeln einladend, aber immer auf den Punkt gebracht. „Das Glaubensbekenntnis und der Katechismus in Bildern, einfach sehenswert“, freut sich Horst Hörpel über diese Karikaturen.

„Der Glaube ist immer Übersetzungsarbeit, ob in Text oder in Bild. Und man muss die alten Glaubenssätze immer wieder in die heutige Zeit übersetzen“, so Horst Hörpel. Und Josef Peil ergänzt: „Es geht darum, abstrakte Texte in eine lebenspraktische Sprache zu übersetzen.“ Rasch habe man sich vom Luther-Text gelöst und eigene Worte gefunden, erläutert der Katholik Peil. Man habe um die richtigen Formulierungen immer wieder gerungen, auch eingedenk dessen, dass im Hunsrück die Mundart sich von Dorf zu Dorf unterscheide, so Pfarrer Werner. Doch am Ende habe man immer ein Ergebnis gefunden. „Hier wurde der Glaube in die heutige Zeit übersetzt und der Katechismus auch ein Stück weit entstaubt“, lobt Superintendent Markus Risch. Der Kirchenkreis ist Herausgeber des Büchlein.

„Un jetzt seid Deer selwer dran: Selwer glaawe, selwer denke mit Herz unn Verstand und de Glaawe weiter se genn. Getrost im Lewe unn im Sterw. Dodruff kimmt´s an“, so heißt es einladend im Vorwort. Denn der „Katechismus uff Hunsricker Platt“ ist ab sofort in allen Hunsrücker Buchhandlungen, im Zeller Pfarramt oder im Einkaufsmarkt Kleinmann in Blankenrath erhältlich. Er kostet 8,90 Euro.

  • 21.11.2021
  • Dieter Junker