Zeugnis von Paul Schneider auch heute lebendig halten

Gedenkfeier in Dickenschied: Superintendent Markus Risch würdigt „Prediger von Buchenwald“ als Glaubensvorbild

Dickenschied. Das Lebens- und Glaubenszeugnis von Paul Schneider stehe für die zentrale Botschaft christlichen Glaubens, wonach allein bei Gott und Jesus Christus das Heil zu finden sei. Dies betonte Markus Risch, der Superintendent des Kirchenkreises Simmern-Trarbach, bei der Gedenkfeier für den „Prediger von Buchenwald“, der vor 82 Jahren im KZ Buchenwald ermordet wurde.

„Christlicher Glaube lebt von solchen Vorbildern“, so Markus Risch. Weil diese Menschen so authentisch ihre Überzeugung leben würden, würden sie selbst zu Zeichen, zu Bildern dieser Botschaft werden. „Ja, wir brauchen Bilder. Und wir brauchen Vor-Bilder. Menschen, die echte Zeugen sind. Gerade in unsicheren Zeiten, die für viele beängstigend wirken“, sah der Superintendent auch angesichts der aktuellen Pandemie oder der Flutkatastrophe in der Eifel.

„Menschen, die mit ihrem ganzen Leben dafür einstehen, dass auch Wüstenzeiten kein Grund sind, den Kopf hängen zu lassen“, bezeichnete Markus Risch diese Vorbilder. Und dies gelte gerade auch für Paul Schneider und ebenso für seine Frau Margarethe, die ihn gestützt hätte. Paul Schneiders Lebens- und Glaubenszeugnis stünde für eine Authentizität der christlichen Botschaft: „Es gibt eben nur in einem Heil, in Gott. Und nicht in einer politischen Führergestalt“, so der Superintendent.

Mit Paul Schneiders Wirken und seinem gewaltsamen Tod bleibe die Glaubwürdigkeit als Kirche Jesu Christi lebendig, machte Risch deutlich. Gerade im Dritten Reich sei es nicht gut um diese Glaubwürdigkeit bestellt gewesen, mahnte der Superintendent. „Paul Schneiders Zeugnis mag auf seine Zeit kompromisslos gewirkt haben. Doch was wäre, wenn es dieses nicht gegeben hätte“, unterstrich Risch nachdrücklich.

Und gerade darum sei es wichtig, dieses Zeugnis lebendig zu halten, seine Symbolkraft deutlich zu machen, so der Simmern-Trarbacher Superintendent bei der Gedenkfeier in Dickenschied, an der auch … teilnahmen. Momentan würden zwar manche Straßen und Gemeinden nach Paul Schneider benannt. „Doch gleichzeitig beschleicht mich das Gefühl, dass wir in Unterricht und Predigt und auch im weiteren öffentlichen Handeln unserer Kirche ihn langsam verstummen lassen“, warnte Markus Risch. Und das in Zeiten, in denen solche Lebensbilder eigentlich Strahlkraft entfalten könnten, so der Theologe. Und darum ist für ihn wichtig „Paul und Margarethe Schneider gehören in den Religions- und Geschichtsunterricht, in die Erwachsenenbildungsarbeit unserer Region und darüber hinaus.“

Ein solches Zeugnis könne auch einer Generation Halt geben, die hoffentlich nie wieder eine Diktatur erleben, die aber doch große Herausforderungen stemmen müsse, ist Markus Risch überzeugt. Und er war auch überzeugt: „Ich bin mir sicher, es werden solche Menschen aufstehen. Immer wieder. Uns die können unserer Welt und den Menschen, die in ihr Leben treten, Hoffnung schenken. Und sie in Bewegung setzen, dass sich eben doch was verändert.“

Rund 80 Menschen waren auf den Friedhof gekommen, darunter auch ein Sohn von Paul Schneider. Musikalisch umrahmt wurde der Gottesdienst von den Musikvereinen aus Dickenschied und Rohrbach. Der Musikverein Dickenschied gehörte 1965 zu den Initiatoren der ersten Gedenkveranstaltung an Paul Schneider in der Hunsrückgemeinde.

Der Dickenschieder Pfarrer Paul Schneider war 1937 verhaftet und ins KZ nach Buchenwald gebracht worden. Schon kurz nach der Machtübernahme Hitlers war er mit dem Regime in Konflikt geraten und mehrfach verhaftet worden. Im KZ Buchenwald rief er aus seiner Zelle heraus den anderen Lagerinsassen immer wieder biblische Trostworte zu, was ihn zum „Prediger von Buchenwald“ machte. Am 18. Juli 1939 wurde er vom Lagerarzt mit einer Medikamentenüberdosis ermordet und wenige Tage später unter großer Beteiligung nicht nur seiner Gemeinden, sondern vieler Menschen aus der Bekennenden Kirche und der Ökumene auf dem Friedhof in Dickenschied beigesetzt.

  • 18.7.2021
  • Dieter Junker
  • Dieter Junker